Immer wieder werde ich, insbesondere von Angehörigen, gefragt, wie dazu beigetragen werden kann, die (neue) PEG-Sonde zu akzeptieren. Ich bin an diversen Stellen schon ein wenig darauf eingegangen. Aber das ist wirklich ein super wichtiges Thema. Schließlich liegt es in der Natur der Sache, dass eine PEG für längere Zeit, vielleicht sogar das ganze restliche Leben, angedacht ist. Deshalb möchte ich mich heute noch einmal ausführlicher mit der Akzeptanz der PEG befassen.
Schmerzfrei
Grundvoraussetzung für die Akzeptanz einer Magensonde ist natürlich, dass sie nicht wehtut. Denn wie sollen wir etwas akzeptieren, dass uns ständig Schmerzen bereitet? Da ich es immer wieder erlebe, dass Menschen einerseits davor Angst haben, andererseits aber auch genau damit alleine gelassen werden, werde ich nicht müde, zu betonen, dass eine PEG im Alltag vollkommen schmerzfrei ist. Nach einer Neuanlage dauert es natürlich ein paar Tage, bis das Ganze abgeheilt ist. Schließlich ist da von nun an ein Loch im Körper, das so von Natur aus nicht vorgesehen ist. Danach sollte diese Einstichstelle aber keine Schmerzen mehr bereiten. Ausnahmen sind natürlich Entzündungen. Das kann immer wieder vorkommen. Doch diese können ziemlich einfach vermieden werden. Ganz wichtig hierfür ist eine gute Wundversorgung. Mehr dazu findet ihr in diesem Beitrag. Sollte das Stoma dauerhaft Schmerzen bereiten, muss unbedingt medizinisches Fachpersonal zurate gezogen werden. Denn das ist nicht normal und auch niemanden zuzumuten.
Vorteile
Eine PEG-Sonde wird niemals grundlos gelegt. Dies geschieht immer zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Alles andere wäre illegal. Unser menschliches Gehirn ist jedoch so programmiert, dass wir negative Erfahrungen häufig komplett vergessen oder zumindest nicht mehr so schlimm in Erinnerung behalten, wie sie sich seinerzeit tatsächlich für uns angefühlt haben. Es kann also durchaus sein, dass wir uns nicht mehr daran erinnern (wollen), dass wir uns vor der Sonde regelmäßig verschluckt haben oder wie zeitraubend und anstrengend essen für uns war. Dies muss manchmal aktiv in Erinnerung gerufen werden, um die neuen Umstände besser akzeptieren zu können.
Darüber hinaus sollten wir natürlich unseren Fokus auf den aktuellen Mehrwert richten. Beispielsweise, dass wir mehr Zeit haben, weil nicht Stunden dafür draufgehen, dass wir satt werden. Dadurch ist der Alltag für uns und unser Umfeld wesentlich entspannter.
Nicht selten passiert es, dass Menschen, die neu über einen Magensonde versorgt werden, ein paar Kilo an Gewicht zunehmen. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Körper nun endlich (vielleicht sogar das erste Mal im Leben) ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Diese risikofreie und ausreichende Zufuhr gilt natürlich nicht nur für Nährstoffe, sondern auch für Flüssigkeit. Beides trägt dazu bei, dass wir uns fitter fühlen und widerstandsfähiger sind. Beispielsweise im Falle eines Infekts.
Normalität
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die gelebte Normalität der Magensonde. Es ist nichts besonderes. Einfach eine andere Art der Ernährung. So wie fast food, glutenfrei oder vegetarisch. Und genauso sollte es auch behandelt werden. Warum also nicht die Sondennahrung (zumindest zum Teil) in der Küche bei den anderen Lebensmitteln lagern? Mahlzeiten sollten weiterhin regelmäßig gemeinsam eingenommen werden. Das hat mehrere, vor allem psychologische (mehr dazu auch in diesem Beitrag), aber auch ganz praktische Gründe. Außerdem braucht niemand ein großes Aufsehen darum machen oder sich gar dafür schämen, in der Öffentlichkeit zu sondieren. Wenn jemand, mit dem wir am Tisch sitzen, merkwürdig schaut oder fragt, einfach kurz erklären: „Ich ernähre mich über einen Magensonde.“ Fertig. Wir sind niemanden Rechenschaft schuldig. Schon gar nicht Leuten, mit denen wir noch nicht mal zusammen essen, also irgendwelche Passanten (an Nebentischen). Schließlich muss sich auch niemand dafür rechtfertigen, wenn das Mittagessen regelmäßig aus dem großen Menü einer Fast Food-Kette besteht. Und das ist wesentlich ungesünder. Sowohl für die einzelne Person, als auch für uns alle als Solidargemeinschaft.
Bedauern
Etwas, das immer wieder vorkommt, ist leider auch, dass Menschen, die sich über eine PEG ernähren, bedauert werden. Sei es von sich selbst oder von ihrem Umfeld. Wer sich selbst bedauert, sollte unbedingt noch einmal weiter oben den Abschnitt über die Vorteile einer Sonden-Ernährung lesen. Weiterhin meinen gesamten Blog. Denn das Leben mit PEG kann trotzdem, wahrscheinlich sogar gerade deswegen, schön sein. Heutzutage gibt es auch für viele vermeintliche „Probleme“, die mit diesem Lifestyle einhergehen, wunderbare Lösungen.
Wer von seinem unmittelbaren Umfeld bedauert wird, sollte sich die Mühe machen, mit den Mitmenschen ins Gespräch zu gehen und die Situation zu erläutern, damit sie verstehen, dass die Sonde ein wichtiges Hilfsmittel ist, für das wir alle dankbar sein können. Wenn danach immer noch bedauernde Sprüche an der Tagesordnung sind, einfach mal eine klare Ansage anmachen. Manche Menschen brauchen das eben.
Guten Morgen,
im September wurde bei meinem Mann eine Magensonde. PEG, gelegt.
Gestern ist erst der Schiauch undicht geworden, dann abgebrochen.
Daraufhin sind wir sofort in die Klinik gefahren. Dort ist der verbliebene Restschlauch ganz herausgefallen.
Was passiert nun?
Es ist natürlich Wochenende…
HG
Guten Morgen Hella,
zunächst einmal hoffe ich, dass es euch gut geht.
Inzwischen sollte dein Mann mit einer neuen PEG versorgt sein. Es lief hoffentlich alles reibungslos!
Damit der neue Schlauch länger hält, ist gute Pflege wichtig. Mehr dazu findest du in diesem Beitrag.
Bei weiteren Fragen kontaktiere mich gerne noch einmal per Email. Gerne können wir uns auch mal direkt in einem Videocall miteinander austauschen.
Weiterhin alles Gute und herzliche Grüße,
der Bastian
Bezüglich der PEG und Akzeptanz ich hatte von Anfang an keine Probleme die PEG zu akzeptieren mir bereitet es eher Probleme zu akzeptieren dass ich selbst nicht mehr essen kann ! mein Umfeld hatte auch nie Probleme damit
Hallo Tanja,
vielen Dank für deinen Kommentar. Da komme ich gerade aus der Sommerpause zurück und habe dann direkt so etwas positives zu lesen. Wie schön! Es freut mich sehr, dass weder du noch dein Umfeld Schwierigkeiten hatten, die neue Lebenssituation zu akzeptieren. Was genau vermisst du denn am Essen?
Weiterhin alles Gute für dich!