(Triggerwarnung: Im folgenden geht es um absolut lebensbedrohliche Situationen, den Tod und Ersticken)
Eigentlich hatte ich für heute einen anderen Blog-Beitrag geplant. Aus aktuellem Anlass möchte ich jedoch eine Erfahrung mit euch teilen. Gestern bin ich nämlich fast gestorben. Beide weitem nicht das erste Mal in meinem Leben, dass Gevatter Tod bei mir angeklopft hat. Aber dieses Mal, war es echt ganz schön knapp …
Wie es dazu kam
Was war passiert? Heute ist die längste Nacht des Jahres. Aus diesem Anlass steigt hier auf Mallorca, wo ich derzeit leben und arbeiten darf, eine riesige Party. Vor allem in Palma. Vor der Kathedrale werden die Teufel tanzen und die Leute gehen an den Strand. Dort gibt es überall Lagerfeuer und es wird gegrillt (das ist nur in dieser einen Nacht erlaubt). Da ich heute zu dieser Nit de Sant Joan Besuch bekomme, habe ich natürlich auch etwas zu essen vorbereitet. Kochen ist schließlich ein Hobby von mir geworden. Unter den vorbereiteten Speisen auch mein berühmter und allseits sehr beliebter Nudelsalat. Wer schon mal Nudelsalat oder dergleichen gemacht hat, weiß, dass dieser erst richtig schmeckt, wenn er ordentlich durchgezogen ist. Daher wollte ich gestern Abend noch mal probieren. Denn natürlich ist Essen, das ich koche „schluckfreudig“ (um mal meinen besten Freund zu zitieren), sodass ich es grundsätzlich auch zu mir nehmen kann, wenn ich will.
Fast erstickt
Beim Essen merkte ich dann, dass ich etwas im Hals stecken hatte. Passiert manchmal. Es war auch nicht weiter schlimm. Ich merkte eben nur, dass da etwas nicht runterrutschen wollte. Auch mit den nächsten Happen nicht. Also habe ich probiert, oral etwas zu trinken. Das hat ebenfalls nicht geholfen. Deshalb griff ich zu meiner „Geheimwaffe“: Eis. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass nach meinen Ausflügen als Oralverkoster ein paar Löffel Eiscreme Wunder wirken, den Hals von Essensresten zu befreien. (Außerdem ist es ein schöner Vorwand, Eis zu essen 😉 Aber auch das hat nicht geholfen. Ich versuchte also immer wieder, den Störenfried in meinem Hals, den ich für eine Erbse hielt, abzuschlucken. Als das nach wie vor nicht half, wollte ich die andere Richtung probieren. Meine Assistentin holte also eine Schale und ich trat die Flucht nach vorne an. Die vermeintliche Erbse in meinem Hals bewegte sich auch. Allerdings nicht weit genug. Schlimmer noch, plötzlich verlegte sie mir die Atemwege …
Keine Luft
Nichts geht mehr. Beim Versuch einzuatmen, spüre ich den Fremdkörper, der der Luft den Weg versperrt. Auch ausatmen geht nicht mehr. Neuer Versuch. Tief einatmen. Vielleicht nicht die schlauste Idee. Aber funktioniert eh nicht. Es kommt keine Luft in meine Lungen. In meinem Hals ist ein Deckel. Leichte Panik. Krass, wie schnell das geht. Meine Assistentin merkt sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie reagiert umgehend. Zum Glück sind meine Leute gut ausgebildet. Noch zwei oder drei vergebliche Atemzüge. Roter Kopf. Der Körper im absoluten Alarmzustand. Was können wir machen? Ich kann nicht sprechen. Wird meine Assistentin richtig reagieren? Ich kann ihr nicht sagen, was sie tun soll. Ich bin vollkommen hilflos. Und bekomme immer noch keine Luft. Verdammt! Blickwechsel. Hat sie es verstanden? Wenn sie jetzt einen Krankenwagen ruft, bin ich tot, bis der hier ist. Ich kann immer noch nicht atmen. Hilfe! Aber meine Assistentin weiß, was zu tun ist. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. So will ich nicht sterben! Dann fühle ich den Brocken in meinem Mund. Luft! Ich kann wieder atmen! Wenn auch verschleimt. Aber ich bekomme wieder Luft.
Es kann schnell gehen
Gestern Abend hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie schnell unserer Zeit auf Erden vorbei sein kann. Außerdem hat es mir noch mal in Erinnerung gerufen, weshalb ich eine Magensonde habe. Ich kann halt nicht richtig schlucken. Die Erbse entpuppte sich als kleines Stückchen Karotte. Für jemand anderen überhaupt gar kein Problem. Mir wäre es beinahe zum Verhängnis geworden. In Zukunft werde ich wieder vorsichtiger sein und orales erneut mehr zu schätzen wissen. Die nächsten Tage oder vielleicht sogar Wochen steht bei mir aber erst mal nur Fläschchen auf dem Speiseplan. Denn Dank PEG kann ich auch ohne Oralkost überleben. Ganz entspannt und definitiv sicherer.
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