In meinem letzten Beitrag ging es ja darum, dass fast alle Menschen, die mit einer PEG-Magensonde leben, diese auch mit einem Verband schützen. Ich gehöre ebenfalls dazu. Natürlich gibt es auch hierbei, wie so oft im Leben, ein paar Ausnahmen. Davon dann aber an anderer Stelle mehr. Da ein solcher Verband regelmäßig gewechselt werden muss, möchte ich euch heute einmal meine Verbandswechsel-Routine vorstellen.
Wie oft wechseln?
Die Häufigkeit des Verbandswechsel hängt entscheidend damit zusammen, wie gereizt die Einstichstelle der PEG-Sonde ist. Ist sie gereizt, also gerötet und/oder mit starkem Ausfluss von Wundsekret, oder gar entzündlich, sollte der Verband auf jeden Fall täglich gewechselt werden. Ist die Einstichstelle reizarm, kann man auch schon mal 2-3 Tagen ohne Verbandswechsel vergehen lassen. Spätestens, wenn der Verband nach dem Duschen oder starkem Schwitzen (wonach man ja in der Regel ohnehin duscht ?) feucht geworden ist, muss man ihn wechseln. Das feuchte Verbandsklima ist sonst nicht gut für die Wunde.
Grundsätzlich nach dem Duschen
Wenn ich nicht gerade super krank für mehrere Tage im Bett liege, wechsele ich meinen Verband grundsätzlich nur nach dem Duschen. Das hat nämlich den Vorteil, dass das Pflaster dann eingeweicht ist und sich leichter und „schmerzfreier“ ablösen lässt. Vor allem für Menschen, die einen haarigen Bauch haben (da gehöre ich leider zeitweise auch zu), ein guter Tipp.
Sauber und hygienisch
Da es sich bei der Einstichstelle de facto um eine offene Wunde handelt, tragen meine Assistenzkräfte beim Verbandswechsel immer Einweghandschuhe. Bevor sie an den Verband fassen, werden diese auch noch desinfiziert. Es ist ganz besonders wichtig, sauber und hygienisch zu arbeiten. Sonst kann sich die Einstichstelle sehr schnell entzünden. Das macht dann nicht nur erheblich Arbeit, sondern ist auch verdammt schmerzhaft.
Alten Verband entfernen
Als erstes muss natürlich der alte Verband entfernt werden. Hierbei halten meine Assistenzkräfte zunächst den Schlauch der PEG mit einer Hand fest, damit sie nicht versehentlich daran ziehen, wenn sie das Pflaster abziehen und dieses noch etwas am Schlauch klebt. Danach ist es wichtig, den Schlauch nicht versehentlich in den Einstichkanal hineinzuschieben. Zumindest noch nicht. Denn häufig hat sich außen an der Wunde und am Schlauch etwas Sekret angesammelt. Dieses muss erst einmal mit viel Wunddesinfektion (!) gereinigt werden. Hierbei nutzen wir eine sterile Mullkompresse.
Ausgewiesene Wunddesinfektion
Wichtig ist, beim desinfizieren wirklich ausgewiesene und geeignete Wunddesinfektion zu nutzen. Nicht etwa Händedesinfektion. Denn ansonsten kann das teuflisch brennen oder, bei längerer Anwendung, der Schlauch beschädigt werden. Bei der Desinfektion und Reinigung der Wunde gilt übrigens je mehr desto besser. Wenn meine Assistenz das erste Mal fragt, ob das jetzt genug Desinfektion war, ist meine Antwort grundsätzlich „Nein!“. Das mag jetzt übertrieben wirken. Schließlich ist die Wunde dann richtig nass. Und ich meine nicht feucht, sondern wirklich tropfnass allerdings musste ich die Erfahrung machen, dass dieses Procedere wirklich elementar ist. Seitdem ich hierbei so großzügig bin, hatte ich keine Probleme mehr mit einer Entzündung der Einstichstelle.
Mobilisation
Nachdem dann Einstichstelle und Schlauch gut gereinigt sind (hierfür wird auch die äußere Halteplatte geöffnet und etwas bewegt), kann die Sonde mobilisiert werden, wie es im Fachjargon heißt. Wir drehen also den Schlauch der Sonde einmal um 360° in der Wunde. Anschließend schieben wir den Schlauch ein paar Mal etwas in den Magen hinein und ziehen ihn vorsichtig wieder bis zum Anschlag heraus. So wird verhindert, dass die Sonde festwächst. Das würde einen Wechsel, der früher oder später notwendig wird (dazu ein Beitrag an anderer Stelle), erheblich verkomplizieren.
Neuer Verband
Anschließend wird der neue Verband angelegt. Wir beginnen mit einer trockenen und sterilen Schlitzkompresse, die unterhalb der Halteplatte auf die Einstichstelle und um den Schlauch der Sonde gelegt wird. Ich persönlich bevorzuge hierbei Vlies-Kompressen. Denn bei Mull-Kompressen musste ich die Erfahrung machen, dass sich einzelne Mullfäden gerne mal um den Schlauch wickeln und/oder sogar im Wundsekret festkleben. Das ist ziemlich unpraktisch. Der Schlitz der Schlitzkompresse wird bei mir grundsätzlich immer in dieselbe Richtung gelegt. So verhindere ich, dass die Sonde beim Entfernen des Verbandes in der Kompresse hängenbleibt und es unangenehm wird, falls jemand mal nicht aufpasst.
Im Anschluss wird die Halteplatte der Sonde mit einer (ebenfalls sterilen) Mullkompresse abgedeckt. So wird verhindert, dass das Pflaster, welches abschließend über alles geklebt wird, zu sehr an der Sonde selbst klebt.
Ihr schafft das!
Auch wenn das jetzt hier in Textform ganz schön viel aussieht (insbesondere, da ich ja noch den einen oder anderen Tipp mit eingestreut habe), ist das ganze Procedere ziemlich einfach. Wenn man es ein paar Mal gemacht hat, geht es ziemlich leicht von der Hand. Mittlerweile habe ich es schon hunderten fachfremden Menschen in drei Sprachen beigebracht, meinen PEG-Verband zu wechseln. Ihr schafft das also mit Sicherheit auch!
Zum Thema Mobilisierung hätten wir eine Frage,was kann ich tun um die sogenannte Mobilisierung zu optimieren?An manchen Tagen klappt es leicht und der Schlauch „flutscht“nur so.An anderen Tagen ärgert uns der Schlauch,weil er ziemlich hartnäckig sitzt und sich kaum bewegen lässt,was natürlich sehr ärgerlich ist.Meine Frage wäre,woran liegt das und wie kann man das ändern.Ich habe die PEG bereits seit 7 Jahren und sie wird Täglich versorgt,hat auch keinerlei Einstich Entzündungen.Also ich bin wirklich ratlos.Gibt es irgendwelche Tricks um die PEG immer in lockeren Zustand zu halten.Über eine Hilfreiche Antwort wäre ich sehr dankbar.
Hallo Sebastian,
zunächst einmal, schön, dass du meine Seite gefunden hast.
Es freut mich zu hören, dass du seit 7 Jahren eine gute Routine im Umgang mit deiner PEG hast. Das ist keine Selbstverständlichkeit, und zeigt, wie gut du dich um deine Versorgung kümmerst.
Was du beschreibst – die wechselnden Herausforderungen bei der Mobilisierung – ist tatsächlich ein Thema, das viele Menschen mit einer PEG betrifft. Es gibt mehrere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen können, wie z.B. Veränderungen im Gewebe um die Einstichstelle herum, aber auch der Zustand des Schlauchs selbst. Selbst wenn keine Entzündungen vorliegen, kann es an manchen Tagen schwieriger sein, die PEG zu mobilisieren.
Ein paar Dinge, die hilfreich sein können, wären:
Mobilisiere wirklich jeden Tag. Tägliche sanfte Bewegung des Schlauchs kann verhindern, dass Gewebe verklebt oder sich verhärtet. Auch wenn keine merkliche Entzündung vorliegt, ist meiner Erfahrung nach eine konsequente Wundhygiene das A und O für eine problemlose Mobilisierung der Sonde.
In Absprache mit deinem behandelnden Arzt können ggf. sterile (!), medizinische Gleitmittel helfen, die Mobilisierung zu erleichtern.
Es ist wichtig, die individuellen Umstände genau zu betrachten, um eine passende Lösung zu finden. Dabei kann ich dich gerne persönlich unterstützen. In einem individuellen Gespräch können wir gezielt auf deine Situation eingehen und gemeinsam Strategien entwickeln, die dir den Alltag erleichtern.
Alle Details dazu findest du hier.
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Ich hoffe, das hilft dir schon ein wenig weiter, und freue mich, wenn wir in Kontakt bleiben.
Liebe Grüße und alles Gute,
Bastian