Das Arztgespräch zur PEG – eine positive Erfahrung

junger Mann unterhält sich mit Ärztin (Symbolbild)

In meinem letzten Beitrag hatte ich euch berichtet, wie das unsensible Vorgehen meiner Ärzte dazu führte, dass ich das Thema PEG-Magensonde zunächst komplett abblockte. Besonders, weil man mein vorsichtiges Interesse nicht ernst nahm. Das machte es für die Belegschaft in der nächsten Klinik nicht gerade einfacher, mich von der PEG-Sonde zu überzeugen. Denn, auch wenn sich das sicherlich viele in dieser Situation wünschen würden, nur weil ich keine PEG haben wollte, bedeutete das ja leider nicht, dass ich sie nicht brauchte.

Das war schnell klar

Das war auch dem gesamten Team in der Rehaklinik schnell klar. Die Krankenschwestern und -pfleger sahen, wie und vor allem wie viel ich aß und die Logopädin merkte auch sehr schnell, dass etwas nicht in Ordnung war. Daraufhin wurde ich dann von der Stationsärztin angesprochen. Anstatt mir die Tatsache, dass ich eine Magensonde brauchen würde, einfach um die Ohren zu hauen, sprach sie das Thema jedoch behutsam an. Dabei merkte sie auch sofort, wie wenig ich davon hielt. Sie drängte mich also nicht, sondern erzählte mir nur, dass eine PEG, ihrer ärztlichen Erfahrung nach, gut für mich wäre.

Hintertür

Außerdem hielt sie für mich eine Hintertür offen. Sie machte den Vorschlag, dass wir zunächst einmal eine Schluckdiagnostik machen könnten. Vielleicht würde sich ja auch herausstellen, dass ich gar keine Sonde bräuchte. Sie wusste natürlich, dass das Blödsinn war. Mich beruhigte es aber erst einmal. Denn so war ja noch gar nicht sicher, dass ich wirklich eine Magensonde bekäme. Gut gelaunt machte ich mich also mit meiner Logopädin auf zur Schluckdiagnostik. (Die Einzelheiten zu diesem Procedere an anderer Stelle. Das führt heute zu weit.) Entgegen meiner naiven Überzeugung stellte sich natürlich heraus, dass es höchste Zeit war, mich mit einer PEG zu versorgen. Weiterhin als Oralverkoster zu leben wäre aufgrund der häufigen Aspiration gefährlich für mich.

Verständnis

Damit brach für mich die Welt zusammen. Jetzt gab es keine Ausreden mehr. Ich hatte selbst gesehen, dass das mit dem Schlucken nicht vernünftig funktionierte. Ich würde also um eine PEG nicht herumkommen. Anstatt diesen vermeintlichen „Triumph“ – getreu dem Motto „wir haben es ja gleich gesagt“ – jedoch zu feiern, zeigte man durchweg Verständnis. Angefangen bei der Logopädin, über das Pflegeteam bis hin zur Stationsärztin. Sie gaben mir erst mal etwas Raum, ließen mich sogar alleine aus der Klinik, obwohl sie sich Sorgen machten (auch dazu an anderer Stelle mal mehr). Kurze Zeit später hatte man auch schon einen Gesprächstermin mit der Psychologin im Haus organisiert, damit ich mit ihr über meine Ängste (darüber gibt es bereits einen ausführlichen Beitrag) sprechen konnte.

Erfahrungsaustausch

Auch wenn uns nun allen klar war, dass ich an einer PEG nicht mehr vorbeikommen würde – zumindest wenn ich all die Ziele, die ich als junger Mensch für mein Leben hatte, in Angriff nehmen wollte – drängte man mich nicht. Man ließ mich nur wissen, dass man zeitnah einen Termin arrangieren könnte. Außerdem beantwortete man in Ruhe und ausführlich alle meine Fragen, die ich zum Ablauf hatte. Weiter stellte man mir einen anderen Patienten der Klinik vor, der ebenfalls mit einer PEG-Sonde versorgt war. Das war quasi damals dieser Blog für mich. Durch ihn erfuhr ich auch, dass eine Magensonde nicht automatisch bedeutete, dass man nur noch durch den Schlauch isst. (Dazu habe ich ja auch schon einen Beitrag gemacht.) Tatsächlich tauschten wir sogar im weiteren Verlauf meiner Reha mehrfach den Brotbelag unserer Abendessen, weil er immer irgendetwas hatte, das ich unbedingt naschen wollte. Für ihn ein ziemlich guter Deal. Ich erinnere mich noch, dass ich einmal mein gesamtes Abendessen für nur eine einzige Scheibe Corned Beef eintauschte.

Selbst die Entscheidung treffen

Nachdem ich dieses Mal selbst gesehen hatte, warum eine PEG ganz objektiv notwendig war, meine Fragen ernsthaft beantwortet wurden und ich jemanden hatte, um mich auszutauschen, konnte ich dann bald darauf für mich selbst die Entscheidung treffen, dass es Zeit war für ein Leben mit PEG.

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