Im Alltag mit einer Magensonde gibt es eine Vielzahl von Begriffen, die vorher in unserem Leben teilweise gar nicht vorkamen oder wenn, dann in einem anderen Kontext. Deshalb heute einmal eine kleine, alphabetische Übersicht über derartige Vokabeln und was sich dahinter verbirgt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit 😉
Applikationstechnik
Darunter wird sämtliches Zubehör zusammengefasst, welches zur Verabreichung (Applikation) von Nahrung und/oder Flüssigkeit über die Sonde benötigt wird.
Bolusapplikation
Bei der Bolusapplikation (oder auch Bolusgabe) wird Sondennahrung (oder Flüssigkeit) portionsweise, mithilfe einer großen Spritze verabreicht (sogenannte Boli). Eine solche Portion sollte maximal 300 ml betragen und über einen Zeitraum von bis zu 20 Minuten verabreicht werden. Hierbei ist die Kommunikation mit der sondierten Person besonders wichtig.
Charrière-Größe (CH)
Bezeichnet in der Medizin ein Maß für den Außendurchmesser. Dabei entsprechen drei Charrière genau 1 mm. Demzufolge ist 1 CH = 0,33 mm. Sondengrößen bzw. genauer ihr Durchmesser werden in CH angegeben.
Dreiwegehahn
Ist nicht im Hühnerstall anzutreffen, sondern in der Regel eher in zum Beispiel Überleitersystemen. Gemeint ist damit ein Zwischenstück mit drei Zuflüssen. Jede Richtung kann dabei einzeln verschlossen werden.
Ernährungspumpe
Ein spezielles (und manchmal etwas eigensinniges) Gerät, mit dem Sondennahrung oder Flüssigkeit in einer festgelegten Menge und Geschwindigkeit verabreicht werden kann.
Free-flow
Bezeichnet eine Art der Applikation von Sondennahrung oder Flüssigkeit, bei der diese mittels Schwerkraft frei und ungebremst in die Sonde läuft.
Gastrotube
Eine Art von Magensonde. Im Gegensatz zur PEG kann diese ohne eine Operation ausgetauscht werden.
hochkalorisch
Als hochkalorisch wird Sondennahrung bezeichnet, die mehr als 1,2 kcal pro Milliliter hat.
intermittierend
Ist eine hochgestochene Art und Weise, auszudrücken, dass beispielsweise Sondennahrung nicht kontinuierlich sondern mit Unterbrechungen verabreicht wird.
JET-PEG
Ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck „jejunal tube through PEG“. Gemeint ist damit, dass über eine bestehende PEG-Sonde eine weitere Sonde in den Dünndarm eingeführt wird. Bei einer JET-PEG sind Besonderheiten zu beachten. So darf hierüber beispielsweise nur spezielle, hierfür vorgesehene, Sondennahrung verabreicht werden.
kcal
Ist eine Maßeinheit. Es steht für Kilokalorien und gibt den Energiewert (auch Brennwert) von Nahrung an.
Luer-Lock
Bezeichnet einen Medizin-Industrie Standard, um sicherzustellen, dass Spritzen und Infusionssysteme verschiedener Hersteller zusammenpassen. Früher hatten auch PEG-Sonden einen Luer-Lock-Anschluss. Mehr dazu könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.
Mobilisation der Sonde
Es ist enorm wichtig, dass die Magensonde regelmäßig (mindestens einmal pro Woche) mobilisiert, also bewegt wird. Dies dient dazu, ein Festwachsen der inneren Halteplatte an der Magenwand zu verhindern. Ein späterer Wechsel würde dadurch erheblich erschwert.
normokalorisch
Als normo- oder auch normalkalorisch wird Sondennahrung mit 1 kcal pro Milliliter bezeichnet.
oral
Bedeutet, dass etwas über den Mund aufgenommen wird. In Zusammenhang mit Essen ist meine Devise ja „oral nur zum Vergnügen“.
PEG-Sonde
Ist eine Art von Magensonde. Das PEG bezeichnet dabei die Art und Weise, wie diese Sonde angelegt wird. Mehr zu den unterschiedlichen Arten von Magensonden könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.
Ritsch-Ratsch-Klemme
Ist tatsächlich die offizielle Bezeichnung für die Klemme, mit der eine PEG oder ein Gastrotube verschlossen wird, um zu verhindern, dass etwas heraus fließt, wenn der Anschluss der Sonde geöffnet wird.
Stoma
Bezeichnet in der Medizin einen künstlich geschaffenen Kanal, der ein Hohlorgan (z.B. Magen, Luftröhre oder Darm) mit der Körperoberfläche verbindet. In unserem Fall ist also die Einstichstelle der Magensonde gemeint.
teilbilanziert
Bedeutet, dass eine Nahrung nicht alle notwendigen Nährstoffe enthält, um sich ausschließlich davon zu ernähren.
Überleitsystem
Oder auch Überleiter ist die offizielle Bezeichnung für den Kunststoffschlauch, durch den die Sondennahrung mit der Magensonde verbunden und verabreicht wird.
vollbilanziert
Bedeutet, dass eine Nahrung alle notwendigen Nährstoffe enthält, um sich ausschließlich davon zu ernähren. Sondennahrung, die verordnungsfähig ist, also von der Krankenkasse bezahlt wird, muss grundsätzlich vollbilanziert sein.
Wunschkost
Beschreibt in der Krankenhaus-Terminologie, dass sich eine Patientin oder ein Patient aussuchen darf, was sie oder er essen möchte. Entsprechendes wird dann in der Küche bestellt. Häufig ist dies ein Versuch, diejenigen zum Essen zu motivieren, die zu wenig essen.
Xerostomie
Ist wieder ein Fachbegriff aus der Medizin und bezeichnet Mundtrockenheit. Ein häufiger Begleiteffekt bei diversen Therapien und auch etwas, mit dem wir Sondenfreunde hin und wieder zu tun haben.
Y-Konnektor
Damit wird ein Sondenanschluss mit zwei Ansatzstücken am Sondenende bezeichnet. Die Funktionsweise ist je nach Sonde unterschiedlich.
Zöliakie
Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Verursacht wird sie durch Glutenunverträglichkeit. Sie hat eine chronische Entzündung des Dünndarms zur Folge. Die Erkrankung kann durch einen Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel behandelt werden. In der Regel ist Sondennahrung glutenfrei.
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