Medikamente über die PEG geben

Verschiedene Tabletten in Blistern und lose auf einem lila Untergrund – Symbolbild zur Medikamentengabe über die PEG, mit Logo von ‚Leben mit PEG‘.

Viele Menschen mit einer PEG brauchen regelmäßig Medikamente. Was oral nichts Besonderes ist, wird über die Sonde schnell zur Herausforderung – denn nicht jedes Präparat ist dafür geeignet. In diesem Beitrag erfahrt ihr, worauf ihr bei der Medikamentengabe über die PEG achten solltet, welche Hürden es vielleicht zu meistern gibt – und was ihr tun könnt, wenn es (scheinbar) keine Alternative gibt.

Nicht alle Medikamente sind geeignet

Grundsätzlich gilt: Über die PEG dürfen nur Medikamente gegeben werden, die für die orale Einnahme gedacht sind – also nichts, was eigentlich gespritzt oder als Zäpfchen gegeben werden soll.
Aber auch bei oralen Medikamenten gibt es Unterschiede: Einige sind sondentauglich, andere nur bedingt – und manche überhaupt nicht. Deshalb ist der erste Schritt immer: Abklären, ob das Medikament überhaupt über die Sonde gegeben werden darf.

Rücksprache halten

Die erste Person, die hierfür angesprochen werden sollte, ist die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt, die auch das Medikament verordnet haben. Außerdem können euch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Apotheke eures Vertrauens beraten. Darüber hinaus gibt es  eine dritte Stelle, an die ihr euch wenden könnt. So ziemlich jedes Pharmaunternehmen hat einen Kontakt für Fragen von Patientinnen und Patienten. Dort habe ich schon so manches Mal eine helfende Auskunft über die Sondentauglichkeit eines Präparates erhalten. Leider gibt es dort nicht immer eine positive Auskunft. Aber dazu später mehr.

Flüssige Medikamente

Flüssige Medikamente wirken auf den ersten Blick praktisch, sind aber nicht automatisch besser. Jedoch lassen sich viele flüssige Arzneien auch gut über eine Sonde verabreichen. Vorausgesetzt, sie sind nicht zu zähflüssig oder klebrig. Dicke Säfte oder Sirupe (z. B. eisenhaltige Präparate) können die Sonde verkleben. Auch wenn Medikamente möglichst „pur“ appliziert werden sollten, bei solchen Präparaten muss dann mit Trinkwasser verdünnt werden. Dabei gilt die Devise: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Feste Medikamente

Dass feste Medikamente (also Tabletten oder Kapseln) nicht einfach durch die Magensonde geschoben werden können, ist wohl allen klar. Sie müssen entsprechend aufbereitet werden. Jedoch sind nicht alle Tabletten oder Kapseln dafür geeignet.
So dürfen beispielsweise Retard-Tabletten oder magensaftresistente Präparate nicht zerkleinert werden! Sie verlieren sonst ihre Wirkung oder können sogar Schaden anrichten.

Mörser oder Spritze

Andere Tabletten hingegen können mit einem Tablettenmörser zerrieben und in Wasser aufgelöst werden. Auch Kapseln mit Pulverfüllung können manchmal geöffnet und das Pulver in Wasser eingerührt werden – aber bitte nur nach Rücksprache mit Ärztin bzw. Arzt oder Apotheke.
In beiden Fällen am besten lauwarmes Trinkwasser nutzen und, wie bereits zuvor erwähnt, nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
Wenn ich weiß, dass eine Tablette wasserlöslich ist, lasse ich sie von meinen Assistenzkräften in eine EnFit-Spritze geben, diese dann mit Wasser aufziehen und ein bisschen schütteln. So erhalten wir ohne großen Aufwand eine sondentaugliche Suspension.

Immer: Nachspülen und Zeit lassen

Ganz wichtig ist es, sich für die Gabe von Medikamenten Zeit zu lassen. Denn Medikamente dürfen auf keinen Fall miteinander vermischt werden. Das kann richtig gefährlich werden.
Deshalb sollte zwischen dem Verabreichen von verschiedenen Medikamenten immer mindestens 10 Minuten gewartet werden. Besser noch ein wenig länger. Außerdem sollte mit der behandelnden Ärztin bzw. dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, ob bei der Medikamentengabe eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden muss. Manche Medikamente dürfen beispielsweise nur auf nüchternen Magen eingenommen werden.
Bei der Medikamentengabe über die PEG gilt das selbe wie für die orale Medikamenteneinnahme: Hinterher etwas trinken. Oder im Fall einer Magensonde eben mit Wasser nachspülen. Damit auch wirklich alles vom Medikament im Magen angekommen ist und die Sonde nicht verstopft bzw. verklebt. Also wie auch bei der Gabe von Nahrung. Ich persönlich spüle immer mit 40 ml, also zwei kleinen Spritzen, Wasser nach.

Wenn es keine Alternative gibt

Manche Medikamente sind laut Hersteller nicht für die PEG gedacht. Dann sollte nach Möglichkeit natürlich ein anderes Präparat benutzt werden. Häufige Realität ist es jedoch auch, dass es oftmals keine Alternativen gibt. In solchen Fällen hilft dann nur ausprobieren. So blöd das auch ist. Manchmal gibt es keine eben keine andere Option. 

In solchen Situationen ist es dann ganz besonders wichtig, die Vorgehensweise mit dem medizinischen Team abzustimmen. Auch müssen Wirkung, und insbesondere mögliche Nebenwirkungen, genau beobachtet werden. Auffälligkeiten werden in einem solchen Zusammenhang am besten dokumentiert.

Mit etwas Übung wird es leichter

Medikamente über die PEG zu geben, ist nicht immer einfach und häufig aufwendiger als die orale Einnahme. Mit ein bisschen Übung ist es aber bald entspannt machbar.
Mein Tipp: Notiert euch, wie ihr welches Medikament verabreicht – dann habt ihr schnell einen sicheren Ablauf und könnt Änderungen schnell erkennen.

Du bist unsicher bei einem bestimmten Medikament? Oder möchtest dir eine Routine erarbeiten, die für dich (oder dein Team) alltagstauglich ist?
Dann nutze gern meinen 1:1-Austausch – ich teile mein Wissen und meine Erfahrung aus über 20 Jahren Leben mit PEG gerne.

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