Durchfall mit PEG

geöffnete Toilette mit Wasserspülung und Logo "Leben mit PEG"

Der heutige Beitrag wird echt im wahrsten Sinne des Wortes „beschissen“. Aber, es ist ein Thema, dass Menschen, die sich über eine PEG-Sonde ernähren, immer wieder betrifft: Die Verdauung bzw. deren Störung. Ein sehr häufiges Phänomen in diesem Zusammenhang ist die Diarrhoe, umgangssprachlich eher bekannt als Durchfall. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein.

Wirklich Durchfall?

Zunächst sollten wir aber erst einmal klären, dass es sich auch wirklich um eine echte Diarrhoe handelt. Viele Menschen verwechseln das nämlich tatsächlich. Jetzt ist natürlich die Frage berechtigt, wie es dabei zu Verwechslungen kommen kann. Schließlich sind die Symptome doch ziemlich eindeutig. Häufig ist es jedoch so, dass Menschen glauben, sie oder ihre Angehörigen hätten Durchfall. Dabei haben sie nur einen sehr weichen Stuhl, der vielleicht auch teilweise etwas in die Hose geht. Dies kann aber schlicht daran liegen, dass in den verschiedensten Sondennahrung häufig Feststoffe fehlen. Schließlich muss sie sehr flüssig sein, um optimal über die Magensonde verabreicht werden zu können. Da ist es dann wenig verwunderlich, dass auch der Stuhlgang entsprechend wenig Konsistenz hat. Wo soll die schließlich herkommen? Dazu gleich noch mehr. 

Echter Durchfall

Eine echte Diarrhoe kennzeichnet sich per medizinischer Definition dadurch, dass der Stuhlgang in großen Mengen (medizinische Fachleute sprechen hier von 200 bis 250 g bzw. ml) in sehr flüssiger Form, also mit über 75 % Wasseranteil,  erfolgt. Und das mindestens drei Mal am Tag. Kennzeichnend ist häufig auch, dass wir den Stuhlgang bei einer tatsächlichen Diarrhoe nur schwer bis gar nicht mehr kontrollieren können.

Echter Durchfall kann durchaus gefährlich werden, weil dadurch unsere Ernährungssituation beeinträchtigt wird. Sowohl der Wasser- als auch der Elektrolyte-Haushalt unseres Körpers gerät ins Ungleichgewicht. Auch droht ein Nährstoffverlust. Vom erhöhten Pflegeaufwand, der übrigens auch Menschen betrifft, die selbstständig und ohne weitere Unterstützung zur Toilette gehen können, ganz zu schweigen.

Durchfall abstellen

Insgesamt also nicht nur eine unschöne, sondern auch ungesunde Situation. Bevor wir uns der Ursachenforschung widmen, sollten wir also erst einmal dafür sorgen, dass wir den Durchfall abstellen. Das machen wir genauso, wie Oralverkoster*innen auch, wenn sie in derselben Situation sind. Wir stellen vorerst die Nahrungszufuhr ein. Wenn nichts mehr in den Körper rein geht, kann auch irgendwann mehr heraus kommen. Natürlich muss dabei der Flüssigkeit- und Elektrolytehaushalt im Auge behalten werden. Es empfiehlt sich daher, langsam Flüssigkeit und Elektrolyte zuzuführen. Wenn wir dabei nicht auf unsere normale Tagesration kommen, ist das erst einmal nicht weiter schlimm. Schließlich handelt es sich, wie immer im Krankheitsfall, um eine Ausnahmesituation.

Ich persönlich mache es in einem solchen Fall ganz klassisch und lasse mir, wie früher, wenn ich als Kind krank war, (abgekühlten!) Tee mit Traubenzucker über die PEG geben. Statt Tee kann es natürlich auch stilles Mineralwasser oder eine spezielle Elektrolytelösung sein. 

Ursache für den Durchfall herausfinden

Wenn sich der Darm dann wieder beruhigt hat, geht es nach dem “Tee-Tag” wieder an den Kost-Aufbau. Es wird also langsam wieder angefangen, Sondennahrung zu verabreichen. Manche empfehlen außerdem, die Darmflora mit 3 x 100 g Naturjogurt zu unterstützen. Auch dieser kann ja verdünnt über die Magensonde appliziert werden. (Daran denken, gründlich nachzuspülen!) Außerdem sollten wir uns natürlich darum kümmern, die Ursache für den Durchfall herauszufinden, damit sich die ganze Sch… Situation nicht wiederholt.

Party im Darm

Eine durchaus häufige Ursache, ist schlicht und einfach ein Magen-Darm-Infekt. Davor sind auch Freundinnen und Freunde der Sonde nicht gefeit. Eine andere, auch recht häufige, Ursache ist jedoch sondenspezifisch: Mangelnde Hygiene mit der Applikationstechnik oder der Sondennahrung selbst. Ich glaube, dazu mache ich noch mal einen separaten Beitrag. Das würde hier heute zu weit führen.

Da auch eine Ernährung über die Sonde nach wie vor Essen ist, nur eben auf einem anderen Weg, kann tatsächlich auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, also beispielsweise Laktose- oder Fruchtzuckerintoleranz, die Ursache für die Party im Darm sein. Das ist aber kein Grund für schlechte Laune. Heutzutage gibt es nämlich ein großes Angebot an unterschiedlichster Sondennahrung, bei dem auch verschiedenste Unverträglichkeiten berücksichtigt werden. 

Wer keinen „richtigen“ Durchfall, sondern „nur“ besonders weichen Stuhl hat, kann ebenfalls einmal versuchen an dieser Stelle etwas nachzusteuern und sich Sondennahrung mit mehr Ballaststoffen besorgen. Das, und hier spreche ich offen gestanden aus Erfahrung, kann einen ziemlichen Unterschied machen.

Weitere Möglichkeit für Durchfall

Eine weitere Möglichkeit für Durchfall ist, dass unser Körper uns damit zeigen möchte, dass er mit der Art und Weise der Nahrungszufuhr nicht klar kommt. Die Verabreichung der Sondennahrung also vielleicht zu schnell oder zu langsam erfolgt. So kommt es tatsächlich nicht selten auch bei denjenigen zu einer Diarrhoe, die „dauerbetropft“ werden. Also Personen, denen über die Magen(!)-Sonde kontinuierlich eine geringe Menge an Sondennahrung zugeführt wird. Sollte es hierfür keine medizinische Indikation geben, entspricht eine sehr niedrige Flussrate nämlich nicht unserer natürlichen Nahrungsaufnahme. Oder habt ihr schon mal einen gesunden Oralverkoster gesehen, der 5 Stunden lang an einem Schnitzel rumknabbert? Also ruhig mal ein bisschen mit der Geschwindigkeit der Nahrungsapplikation experimentieren.

Ein weiterer Faktor, der immer mal wieder Einfluss auf die Unverträglichkeit und damit ungewünschte Körperreaktionen nimmt, ist die Temperatur der Sondennahrung. Manche von uns essen keine ganze Packung Sondennahrung auf einmal. Damit die Nahrung bis zur nächsten Mahlzeit nicht verdirbt, wird sie manchmal im Kühlschrank zwischengelagert. Bevor sie dann weiter verabreicht werden kann, muss sie erst einmal wieder auf Zimmertemperatur kommen.

Ihr seht, ein durchaus komplexes Thema. Solltet ihr hierzu weitere Unterstützung benötigen, nutzt gerne auch mein Angebot zum individuellen Austausch.

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